Edgar Ludwig Gärtner

Edgar Ludwig Gärtner

Samstag, 13. November 2010

Kann es Politik ohne Religion geben?



Die Trennung von Glauben und Wissen ist abwegig

Bei der diesjährigen Verleihung des Freiheitspreises der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit an die türkisch-deutsche Soziologin Dr. Necla Kelek schloss sich die feministische Publizistin Alice Schwarzer in ihrer Laudatio ausdrücklich dem von Kelek in einem Beitrag in der „FAZ“ erhobenen Vorwurf an, Bundespräsident Christian Wulf habe bei seinem Türkei-Besuch mit der Aussage, das Christentum gehöre zur Türkei wie der Islam zu Deutschland, der "Rückkehr der Religion als Kategorie der Politik“ das Wort geredet und stelle die säkulare Republik in Frage. Zustimmen muss man Frau Kelek sicher, wenn sie darauf hinweist, dass man Sozialbetrug durch türkische Einwandererfamilien nicht als „Verharren in Staatshilfe“ verharmlosen und sie somit von eigener Verantwortung freisprechen darf. Zu recht betont Necla Kelek auch, dass Muslime in Deutschland mit 3.000 Gebetsstätten keine benachteiligte Minderheit darstellen, während die wenigen in der einstmals urchristlichen Türkei verbliebenen Christen ihre Gottesdienste nur noch im Schutz dicker Mauern verrichten können, sofern sie ihre Identität nicht gänzlich verleugnen. Doch halte ich es für illusorisch, wenn sie die Gegenüberstellung von Glauben und Wissen und die damit verbundene Verbannung des Religiösen in die Privatsphäre als eine dauerhafte Lösung des Problems der Koexistenz unvereinbarer Weltsichten darstellt. Dabei ist die Trennung von Glauben und Wissen schon deshalb abwegig, weil alle Naturerkenntnis letztlich auf göttlicher Offenbarung beruht und nicht von Menschen konstruiert wird. Wissenschaftliche Experimente sind nur ein Weg neben anderen, Offenbarungen teilhaftig zu werden.